Es gibt kaum ein Thema, das so konstant im Fokus der Öffentlichkeit auftaucht, wie die Diskussionen über die Lärmbelästigung in der Nähe von Flughäfen. Während sich die mediale Aufregung um ein anderes Flughafen-kritisches Thema, den Nacktscanner, bald wieder gelegt hatte, sind Fluglärm und dessen Auswirkungen auf den Menschen weiterhin von zentralem Interesse.
Nicht zuletzt ist das der Fall, weil bei dieser Diskussion grundlegendere Konflikte die Kernpunkte sind. Ein Flughafen funktioniert als komplexes wirtschaftliches Gebilde, als Umschlagplatz für Waren, als Verteilerpunkt für Flugreisende. Eine Art Ameisenhaufen, in dem die Fäden globaler wirtschaftlicher und infrastruktureller Belange zusammenlaufen. Schlecht nur, wenn diese Fäden in Wirklichkeit tonnenschwere Flugzeuge sind, die minütlich starten und landen und dabei eine auf Dauer unerträgliche Geräuschkulisse erzeugen. Die ersten Bürgerinitiativen gegen Fluglärm gab es bereits in den 1960er Jahren.
Fluglärm, das ist mittlerweile offiziell, ist nicht mit dem Lärm von Autobahnen oder Bahnstrecken zu vergleichen. Deren Geräuschkulisse unterscheidet sich in ihrer Monotonie von der des Flughafenlärms, der durch wechselnd laute und unterschiedlich intensive Geräusche laut Immissionsschutzgesetz einen anderen Lärmcharakter besitzt. Daher kann in der Diskussion um die Lärmentwicklung an Flughäfen nicht mit den Grenzwerten für andere Lärmquellen gearbeitet werden.
Von den Folgen für die Klimaentwicklung einmal abgesehen, führt die steigende Frequenz des Flugverkehrs und die dadurch entstehend Geräuschkulisse zu einer verminderten Lebensqualität und bei einer dauerhaften Belästigung zu gesundheitlichen Langzeitfolgen. Durch den Ausbau weiterer Start- und Landebahnen werden die Anflugschneisen erweitert. Dadurch sind selbst einfach Dinge wie z.B. Luftballons steigen lassen in diesen Zonen nicht mehr denkbar. Die direkte Einwirkung auf das Innenohr kann zu Schwerhörigkeit führen, die durch den Lärm verursachten Beeinträchtigungen im Ausführen alltäglicher Dinge (Reden, Lesen, Konzentration, Entspannung) zu Stresssymptomen und typischen Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems oder Magengeschwüren. Studien haben ergeben, dass sich diese Störungen von normalen Abläufen besonders auf Kinder in ihrer Lernentwicklung auswirken.
Fakt ist, dass die vielen Klagen, Gerichtsprozesse und Gespräche am runden Tisch selten auf zufrieden stellende Ergebnisse hinauslaufen. Zugeständnisse von Seiten der Flughafenbetreiber sind meist genau kalkuliert und verbinden offensichtlich immer noch die bestmögliche Ausnutzung wirtschaftlicher Interessen mit den Mindestanforderungen an den Ausgang der Gespräche. Auch der Gesetzgeber weiß, dass eine zu große Einschränkung der Flughafenbetreiber den wirtschaftlichen Standort zum Nachteil der globalen Konkurrenzfähigkeit ausfallen würde.
Dennoch gelten für Anwohner in Flughafengebieten immerhin gewisse Standards. Umbaumaßnahmen für schallisolierte Wohnungen und Wände werden subventioniert, wer ein Grundstück in Flughafennähe nicht als Bauplatz nutzen kann, wird dafür entschädigt. Dass allerdings betroffenen Anwohnern geraten wird, beim Lüften ihre Fenster eben nur mit einem kleinen Spalt zu kippen, damit weniger Lärm in die Wohnung gelangt, lässt diese Zugeständnisse stellenweise wie eine Farce erscheinen. Gegen Bilder und andere Wanddeko, die an der Wand vibriert oder Dekoartikel, die in den Regalen klirren, hilft dieser Vorschlag wenig.
Eine zufrieden stellende Einigung was Nachtflugverbote, Fluglärmpegel oder Anwohnerschutz angeht, wird wohl deutschlandweit nie durchzusetzen sein. Dass Nachtflüge gegen das Menschenrecht verstoßen, wie der Europäische Gerichtshof mittlerweile festgelegt hat, ist da nur ein Stein im Mosaik der unterschiedlichen Interessen, die bei Diskussionen dieser Art einfach zu weit auseinander liegen.
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